Eine Zeit lang war in Wien die „Gas Association” etabliert, deren englische Ingenieure einen Sport nach Wien brachten, der die Bevölkerung fesseln sollte wie fast kein anderer Sport: Fußball! Besonders erwähnenswert ist dabei nicht nur Fußballer-Legende Matthias Sindelar, sondern auch die Wiener Austria, die heute mit der Generali Arena und der neuen Nachwuchsakademie endlich fest am Laaerberg beheimatet ist.

Ursprünglich begann alles in Döbling, doch die Kicker vom „zehnten Hieb” trugen zur Geschichte des Wiener Fußballs maßgeblich bei. So kam beispielsweise in vergangenen Zeiten fast die Hälfte der österreichischen Nationalmannschaft aus Favoriten, und auch einer der größten und wohl berühmtesten Fußballer war ein Favoritner Sportler: Matthias Sindelar.

Matthias Sindelar – Die Legende aus Favoriten

Matthias Sindelar wurde am 10.2.1903 in Karlau bei Iglau in Mähren geboren. Er wuchs in einer Arbeiterfamilie auf und kam als Kind mit seinen Eltern nach Wien. Nachdem er seinen Vater im ersten Weltkrieg verlor, hatte er ein hartes Leben. Er erlernte den Beruf Mechaniker und begann beim Fußballverein Hertha zu spielen. Bei seinem ersten Spiel im Jahre 1923 siegte er bereits, 1924 wechselte er zum Amateur-Sportverein (der späteren Austria).

Nachdem Sindelar im Bad stolperte und einen Tag darauf beim Spiel einen Tritt auf das Knie bekam, lautete die Diagnose Meniskusverletzung. Sindelar unterzog sich einer damals noch riskanten und ungewöhnlichen Operation und hatte Glück: Er wurde wieder spielfähig und entwickelte eine Technik mit der er Karriere machte. Körperbetontes Spiel ersetzte der Fußballer mit dem zarten Körperbau durch seine perfekte Balltechnik, was ihm den Spitznamen „Papierener” einbrachte. Sindelar wurde zur absoluten Nummer eins der (mittlerweile) Austria und der Nationalmannschaft. 27 Tore schoss er allein in den Jahren 1931 bis 1934. Manche sagen ihm nach, dass er menschlich als auch sportlich sehr viel zur Rettung der Austria (die anfangs der 30-iger Jahre zahlungsunfähig war) beitrug und diese zusammengehalten hätte. Insgesamt 43 mal stand Sindelar in der österreichischen Nationalmannschaft, er wurde zur Legende und zum Symbol des österreichischen Fußballsports.

Der Untergang Österreichs im März 1938 machte ihm dem Vernehmen nach schwerer zu schaffen als man dachte. Die Nazis umgarnten ihn und schenkten ihm ein Café das sie zuvor einem Juden abgezwungen haben. Sindelar fühlte sich als waschechter Wiener, interessierte sich nur für Fußball aber nicht für Politik. Menschen die ihn gut kannten waren überzeugt, dass er kein Nazi war. Sein letztes Spiel war jenes am 26.12.1938 in Berlin. Kurze Zeit später, am 23.1.1939 wurde er gemeinsam mit seiner Freundin tot in seiner Wohnung aufgefunden. Offizielle Todesursache war eine „Kohlenoxydgasvergiftung”, zu der es durch den mit Watte verstopften Abzug des Ofens gekommen war. Ob es ein Unfall war wurde nie geklärt, doch in den Straßen Wiens munkelte man schnell, dass es sich um Selbstmord gehandelt haben könnte. Die Freundin des depressiv gewordenen Sindelar´s sei nämlich vom Naziregime als „Halbjüdin” verfolgt worden.

Am Laaer Berg, dort wo Sindelar seinen Schrebergarten hatte, benannte man eine Gasse nach ihm. Sie befindet sich kurz nach der Kreuzung Laaer-Berg-Straße / Bitterlichstraße, fährt man die Bitterlichstraße Richtung Simmering entlang geht es rechts hinein in die Sindelargasse.

Die FK Austria Wien

Sindelar war eng mit der Austria verbunden. Er überdauerte auch die Finanzkrise der Austria in den dreißiger Jahren und schlug sensationelle Angebote aus dem Ausland aus. Die Austria wurde ursprünglich aus einem Streit im Jahre 1910 heraus gegründet, der den Fußballverein Cricketer betraf. Der neu abgespaltete Klub wollte sich eigentlich „Neue Wiener Cricketer” nennen, doch dagegen wehrten sich die „alten” Cricketer vehement. So kam es, dass der neue Verein den Namen „Wiener Amateur-Sportverein” erhielt.

Dieser Name war allerdings mit der Einführung des Berufsfußballs im Jahre 1925 ganz und gar nicht mehr zeitgemäß, weshalb man auf der Suche nach einem neuen Namen war. Zeitgleich kam es zu einer Fusion mit dem Schwimm- und Wasserballclub Austria und man entschloss sich, diesen Namen auch für den Fußballsektor anzunehmen. So wurde aus den „Amateuren” die „Austria”.

Die Austria gehörte immer der höchsten Spielklasse an, etablierte sich in den dreißiger Jahren zum europäischen Spitzenverein und stellte zu dieser Zeit auch den Kern der Nationalmannschaft. So gewann die Austria 1933 und 1936 den Mitropa-Cup, den man quasi als einen Vorläufer der Champions-League bezeichnen kann. In den Jahren 1924, 1926 und 1949 holte sie Meistertitel. 1950 gewann die Austria die erste österreichische Meisterschaft. Durch den Durchbruch neuer Talente erlebte die Austria in den siebziger Jahren einen neuerlichen Aufschwung. In den folgenden Jahren errangen die Violetten zahlreiche und teils phänomenale Siege. Bis heute ist der seit 1.1.2008 unter dem Namen „FK Austria Wien” geführte Verein für seine tatkräftige Kampfmannschaft österreichweit bekannt und verfügt über zahlreiche namhafte Großsponsoren wie etwa Verbund, Generali Versicherung, Rewe Konzern, Nike, Siemens und viele andere.

Generali Arena – Das Stadion beim Verteilerkreis

Die Austria hatte zur Zeit als Amateur-Sportverein so lange auf dem WAC-Platz im Prater gespielt, bis sie einen eigenen Platz in Ober St. Veit anlegen konnte. Nach dem Bau des Stadions mietete sich die Austria 1931 dort ein. Zwischenzeitig tat sich jedoch einiges am Laaer Berg: Der am 25.1.1918 ins Leben gerufene Verein „Tschechisches Herz” (=„?eské srdce”), der sich die Linderung der Not von Kriegswaisen und Kriegswitwen zur Aufgabe machte, konnte im Jahr 1922 ein Areal an der Fischhofgasse erwerben und legte dort einen Sportplatz an.

Das dort erbaute Stadion mit dem Namen „?eské srdce” wurde schließlich am 15. August 1925 eingeweiht. Assimilierung und politische Ereignisse führten jedoch zum Rückgang des tschechischen Bevölkerungsanteils in Wien, weshalb die Minderheit den Platz weder ausreichend nützen noch erhalten konnte. Die Sportanlage wurde daher von der Gemeinde Wien Ende der siebziger Jahre erworben, modern ausgebaut und dem Wiener Fußballverband (WFV) zur Verwaltung übergeben. Das Stadion wurde nunmehr als „WFV-Stadion” bekannt.

Der damalige Präsident des Wiener Fußballverbandes war Franz Horr. Er wurde am 16.4.1913 in Wien geboren und hatte die Funktion des Präsidenten beim Wiener Fußballverband in den Jahren 1972 bis 1974 inne. Es gefiel ihm nicht sonderlich, dass auf dem ehemaligen Verbandsplatz des Vereins „Tschechisches Herz” nur Nachwuchsmannschaften und unterklassige Klubs spielten. Zudem war es ihm ein Anliegen, einerseits der zwar höchstklassigen, aber quasi heimatlosen Austria einen Platz und andererseits den Favoritnern wieder einen Spitzenklub zu geben. Er wandte sich daher an die FK Austria Wien, die bald darauf (bereits 1973/1974) ihre Nationalligaspiele im WFV-Stadion austrug.

Franz Horr spielte mit dem Gedanken, das WFV-Stadion in ein großes „Matthias-Sindelar-Stadion” auszubauen. Nach dem überraschenden Tod des Präsidenten am 6.1.1974 wurden diese Überlegungen jedoch verworfen und die Sportanlage auf „Franz-Horr-Stadion” umbenannt. Einige Jahre danach sollte sich auch sein Wunsch erfüllen: Seit 1982 ist die Austria auf dem Platz am Laaer Berg beheimatet.

Im Jahre 1987 erhielt das Stadion mit der Westtribüne eine überdachte Stehplatztribüne. In den Jahren 1997 bis 1999 musste die historische Südtribüne aus dem Jahr 1925 einem modernen Neubau weichen. Die neue Südtribüne erhielt dabei den Namen „Matthias Sindelar-Tribüne”. Für rund neun Millionen Euro erfolgte im Jahre 2008 der Bau einer neuen Osttribüne sowie der Umbau der West- und Nordtribüne.

Im Frühjahr 2000 übersiedelte schließlich die Geschäftsstelle der Wiener Austria in das Franz-Horr-Stadion. Die Wiener Austria ist damit ein Stück mehr heimisch im zehnten Wiener Gemeindebezirk geworden. Seit dem Neubau der FAK Nachwuchsakademie 2009/2010 am nahegelegenen Trainingsareal an der Laaer-Berg-Straße 143 spielen nunmehr alle Mannschaften der Wiener Austria lediglich “einen Steinwurf” voneinander entfernt.

Im Dezember 2010 wurde die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen der FK Austria Wien und der Generali Versicherung bekanntgegeben. Eine Folge daraus ist die Umbenennung des Franz-Horr-Stadions. Generali hat die Patenschaft für das Stadion übernommen und erhält vorerst auf fünf Jahre (inkl. fünf Jahre Verlängerungsoption) das Namensrecht. Damit heißt das Franz-Horr-Stadion nunmehr „Generali Arena“.

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