Das historische Areal an den Hängen des Laaerberges, das durch die Absberggasse und die Schrankenberggasse begrenzt wird, befindet sich derzeit im Wandel. Auf dem Grundstück des von Gottfried von Preyer ermöglichten Kinderspitals werden zukünftig die Preyer´schen Höfe ihren Platz finden.

Preyer´sches Kinderspital

Die Existenz des Preyer´schen Kinderspitals ist Gottfried von Preyer zu verdanken. Er wurde am 15.3.1807 in Hausbrunn bei Mistelbach geboren, studierte am Konservatorium der Stadt Wien, war Organist an evangelischen Kirchen und wurde im Laufe seiner Karriere Hoforganist (1841), Hofopernkapellmeister (1843) und Domkapellmeister zu St. Stephan (ab 1853). Gottfried von Preyer unterrichtete auch Harmonielehre am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde, an welchem er in den Jahren 1844 bis 1849 auch Direktor war. Zeit seines Lebens schrieb er mehr als sechshundert Kompositionen, darunter Messen, Oratorien und Chorgesänge.

Er kam eines Tages nach Wien an den Laaer Berg und begegnete dort in einer kalten Nacht einer armen Frau mit einem kranken Kind in den Händen. Obwohl sich die Mutter anstrengte und alles dafür gab, konnte sie kein Spitalsbett finden. Gottfried von Preyer begleitete die Frau und ihr Kind in das Bezirkszentrum und versprach ihr Hilfe, das Kind jedoch starb auf dem Weg dorthin. Von diesem Moment an entschloss sich der Komponist, alles dafür zu tun damit die Armen Favoritens ein Spital erhalten. Favoriten brauchte dieses dringend, denn die meisten Kinder waren unterernährt und somit auch stark anfällig für Krankheiten.

Mit seinem Tod am 9.5.1901 vermachte Gottfried von Preyer sein Vermögen in der Höhe von zwei Millionen Goldkronen der Stiftung des Preyer´schen Kinderspitals. In den Jahren 1910 bis 1914 wurde das Preyer´sche Kinderspital schließlich errichtet. Da das Stiftungsvermögen damit jedoch rasch aufgebraucht wurde fehlte das Geld für die Inneneinrichtung. Als während des ersten Weltkrieges dringend Spitalsplätze notwendig waren, wurden seitens des Staates rasch die erforderlichen Mittel für die Fertigstellung zur Verfügung gestellt. 1914 diente das Gebäude als Lazarett zur Behandlung verletzter Soldaten, das Kinderspital als solches nahm seinen Betrieb erst im Jahre 1915 auf. Wie bitter nötig dieses gebraucht wurde zeigten schon die ersten Tage ab der Eröffnung, an denen die Ambulanz heillos überlaufen war. Die Bettenanzahl wurde rasch von ursprünglich 80 auf 100 erhöht, das Gebäude wurde in den folgenden Jahrzehnten um verschiedene Zu- und Anbauten vergrößert.

Während des zweiten Weltkrieges wurde das Preyer´sche Kinderspital so schwer durch Bombeneinschläge beschädigt, dass es kurzfristig sogar geschlossen werden musste. In den Jahren nach der Wiederaufnahme des Betriebs am 1.7.1945 wurde das Spital weiter ausgebaut. Hierfür wurden auch angrenzende unbebaute Grundstücke dem Areal hinzugefügt, sodass unter anderem ein größerer Garten entstehen konnte. Mit dem Bau des Südtraktes in den Jahren 1958 bis 1960 wurde die Bettenanzahl auf 300 erhöht. Zwischen den Jahren 1976 und 1978 wurde ein zweites Schwesternheim auf dem Areal gebaut. In den Jahren 1973 bis 1976 erfolgte der Zubau des Operations- und Röntgentraktes. Die Eröffnung einer interdisziplinären (neonatologischen, pädiatrischen und chirurgischen) Intensivstation mit 8 Betten erfolgte 1984.

In den 90-ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erfolgten im stationären und infrastrukturellen Bereich Generalsanierungen. Man nutzte diese Gelegenheit auch für die Anschaffung neuer Geräte. Das Therapieangebot konnte im Jahre 1994 erweitern werden. Um auch Begleitpersonen die Möglichkeit der Unterbringung zu bieten, wurde die Zahl der Betten in den folgenden Jahren reduziert. Im Jahr 2000 weist der Bettenbestand 130 Stück auf.

Zur Zeit der Errichtung gab es um das Spital herum übrigens nur Grünflächen, die ersten Häuser die man sehen konnte waren erst jene an der Favoritenstraße. Ausgehend vom Eisenstadtplatz wurde Ende der 50er-Jahre mit der Bebauung in der Umgebung begonnen. Heute finden sich rund um das Areal des Preyer´schen Kinderspitals, das von der Schrankenberggasse und der Absberggasse begrenzt wird, die unterschiedlichsten Bebauungsformen.

Preyersche Höfe – Die Nachnutzung des Areals

Da das moderne Mutter-Kind-Konzept in den Gebäuden des Kinderspitals nicht umsetzbar war, siedelte das Preyer´sche Kinderspital nach knapp 100 Jahren Betrieb in das SMZ Süd um. Obwohl die Gebäude aktuell noch teilweise genutzt werden, wird das Gottfried von Preyer’sche Kinderspital bereits seit 1.1.2008 als Kinder- und Jugendabteilung des Kaiser-Franz-Josef-Spitales, welches eine Einrichtung des SMZ Süd ist, geführt. Derzeit werden die Gebäude am Areal an der bereits Absberggasse Stück für Stück abgerissen.

Für die zukünftige Bebauung und Nachnutzung des Areals wurde ein städtebaulich-architektonischer Wettbewerb durchgeführt, welcher von BWM Architekten und Idealice Landschaftsarchitektur mit ihrem durchgängigen und barrierefreien Konzept gewonnen wurde. Auf einer Gesamtlänge von rund 300m war eine Steigung von 12m und der weitestmögliche Erhalt des Baumbestandes zu berücksichtigen. Zukünftig werden dort hauptsächlich Wohnungen, aber auch andere Nutzungsmöglichkeiten geschaffen werden. So sind unter anderem auch ein Kindergarten für rund 950 Kinder, Mietergärten sowie Einzelhandelsflächen an der Laaer-Berg-Straße vorgesehen. Unter dem Motto Generationenwohnen und –bauen werden Gebäudeteile teils so konzipiert, dass betreutes Wohnen auf Wunsch jederzeit möglich wäre. Das Areal wird mit drei Zufahrten zu teils zweigeschößigen Tiefgaragen versorgt werden.

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