Bis der Laaer Berg zum Berg wurde, brauchte es viele viele Jahre. Besonders in den letzten paar Jahrhunderten ging es dort allerdings drunter und drüber – alte Aufzeichnungen berichten unter anderem von einem dichten Eichenmischwald als Jagdgebiet des Kaisers, der Heimat der Kiemenfußkrebse, der großen Abholzung im 18. und 19. Jahrhundert und der Aufforstung im 20. Jahrhundert, mit welcher das heute bekannte “Erholungsgebiet Laaer Wald” entstanden ist.

Geologische Entwicklung

Die Entstehung des Laaer Berges geht weit zurück. Es beginnt bei der Zeit des Pontischen Meeres, in welcher am Gebiet des heutigen Laaer Berges eine Sandbank entstand. Die „Urdonau” sorgte für Schotterablagerungen. Die Hochfläche des Laaer Berges, die mit grobem Schotter bedeckt wurde, trägt Züge einer „pontnischen Heide”.

Die Osthänge wurden mit Löß (Windanwehungen) zugedeckt, der die Wärme warm hält und daher Rebenkulturen sehr zu Gute kommt. Somit eignete sich der Boden für den späteren Weinanbau.

Der pontnische Tegel wurde später in den Ziegelgruben abgebaut. Die Überreste dieser Abbauarbeiten sind zahlreiche Teiche, wie zum Beispiel der „Filmteich”, der „Blaue”, die „Figur” etc.

An den Hängen des im Volksmund „Lochaberg” genannten Laaer Berges fanden sich daher vor einiger Zeit noch weite Felder und Weingärten, zwischen denen sich immer wieder Ziegel- und Schottergruben auftaten. Die in den 60-er und 70-er Jahren des 19ten Jahrhunderts aufgetretene Reblaus vernichtete einen Großteil der Weinkulturen im sogenannten „Laaer Weingebirge”, die nicht mehr nachgesetzt wurden.

Der 256m über dem Meeresspiegel liegende Gipfel des Laaer Berges befindet sich nahe der Kreuzung Laaer-Berg-Straße / Bitterlichstraße und ist der höchste Punkt des Bezirks Favoriten. Damit ist der Laaer Berg rund zehn Meter höher als der Wienerberg und somit die höchste Erhebung im südöstlichen Wien.

Laaer Wald

Einst war der Laaer Berg voller Pflanzen und Tiere. Unter den Pflanzen der üppigen Vegetation fanden sich Amarant, Geißfuß, Steinschrötel, Hederich, Männertreu, Schlehdorn, Zwergweichsel, wilde Rosen und und und. Tiere wie Hamster, Wiesel, Rebhuhn, Feldlerche und Fasane waren keine Seltenheit.

Auf einer Karte aus dem Jahre 1788 ist der Laaer Wald als „Laacher Waldl” verzeichnet. Der Eichenmischwald am Laaer Berg erstreckte sich einst bis zur heutigen Favoritenstraße und diente zu Beginn des 19. Jahrhunderts Kaiser Franz Joseph II. noch als Wildpark. Im Bereich des gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstehenden Böhmischen Praters findet sich ein Flaumeichenwald. Die Abholzung des Waldbestandes am Laaer Berg erfolgte im 18. und 19. Jahrhundert, dem ein Großteil der Bäume zum Opfer fiel. Das Holz wurde für Küchenherde und Öfen sowie die Erzeugung von Holzkohle verwendet. Ebenso benutzte man es als Bauholz für die umliegenden Wohngebiete und die Ziegeleien auf dem Wiener- und dem Laaer Berg.

Die letzten Reste der Bepflanzung wurden während des zweiten Weltkrieges zerstört, als Panzerwagen im Brachland des Laaer Berges getestet wurden und tiefe Furchen im Boden hinterließen. Im Jahre 1945 glich die Kuppe des Laaer Berges einer Wüste mit zwei Ziegelteichen.

Krebse am Laaer Berg

Ab dem Jahre 1855 wurde das Brachland auf dem Laaer Berg von den im Arsenal stationierten Truppen als Übungsgelände genutzt. Da man während des Krieges zwischen Österreich und Preußen im Jahr 1866 einen Angriff auf Wien befürchtete, errichtete das Militär in großer Eile Schanzen und Schutzgräben – auch am Laaer Berg. Als jedoch am 26.8.1866 der Friedensschluss von Prag erfolgte, wurden die Verteidigungsanlage am Laaer Berg nicht beseitigt, sondern bekamen eine neue Funktion: Sie dienten fortan als Rückzugsgebiet für die damals schon vom Aussterben bedrohten Kiemenfußkrebse.

Kiemenfußkrebse werden bis zu zehn Zentimeter groß und lebten einst zu Hunderttausenden in den seichten Tümpeln des Wiener Raums. Sie gehörten jedoch auch zu den am meistverzehrtesten Lebensmitteln der damaligen Zeit – so beinhaltete beispielsweise das Kochbuch der Anna Dorn schon im Jahre 1827 dreizehn Seiten an Krebszubereitung. Zusätzlich gab es zur Zeit Anna Dorn´s auch die Krebsenpest. Die Krankheit rottete die Flusskrebse im Wiener Raum fast aus, die Kiemenfußkrebse fanden Zuflucht am Laaer Berg. Das Wasser in den vom Militär geschaffenen Schanzen und Schutzgräben versickerte wegen der Bodenbeschaffenheit nicht und bot den Krebsen damit einen idealen Lebensraum. Der Laaer Berg wurde bald der letzte Ort in (damals noch) Niederösterreich, wo man die Kiemenfußkrebse beobachten konnte.

Die zunehmende Bebauung des Gebietes hatte jedoch zur Folge, dass der Lebensraum der Kiemenfußkrebse immer weiter eingeengt wurde und ihre Zahl abnahm. Um das Überleben der Art zu sichern, brachten Zoologen eine große Anzahl der Tiere 1926 in eine biologische Station in Lunz am See. Seit 1951 wurden am Laaer Berg keine Kiemenfußkrebse mehr gesichtet.

Aufforstung und Nutzung als Freizeitraum

Nachdem der neue Truppenübungsplatz auf der Schmelz eingerichtet wurde, kamen nur noch selten Soldaten vom Arsenal auf den Laaer Berg. Ziege und Schafe weideten dann im Brachland, bis Neuregelungen der Arbeitszeit im späten 19. Jahrhundert für mehr Freizeit der arbeitenden Bevölkerung sorgten. Als die Leute dadurch am Sonntag, an Feiertagen und an den Abenden mehr Freizeit als vorher hatten wurde der Laaer Berg mit seinen Ziegelteichen zum Freizeitparadies.

Für die Stadtplanung war der Laaer Berg ein wichtiges Entwicklungsgebiet. Die Kuppe des Laaer Berges wollte man als Erholungsgebiet gestalten, also erhielt das Forstamt der Stadt Wien die Aufgabe das Gebiet aufzuforsten. Genau genommen handelte es sich dabei nicht um eine Wiederaufforstung, sondern eine neue Aufforstung. Es galt vorgesehene 40 Hektar unter den schwierigen Bedingungen von extrem trockenem Klima, stärkerem Wind und fehlender fruchtbarer Erde auf dem Schotterboden neu zu bepflanzen. Die ersten Versuche, einen Jungwald in üblicher Art anzulegen, scheiterten 1953 und 1954. Ein junger Eichenmischwald konnte unter den gegebenen Boden- und Klimaverhältnissen nicht gedeihen, weshalb die Wiederherstellung des alten Waldes unmöglich war.

Man begann daher mit Untersuchungen und Studien, die Aufschluss darüber zeigen sollten, welche Pflanzen die richtige Mischung für die gegebenen Verhältnisse bilden könnten. Die Pflanzenfamilie ist daher heute eine völlig andere als jene, die vormals den Laaer Berg bedeckte und der Abholzung im 18. und 19. Jahrhundert zum Opfer fiel. Bereits 1956 begann man mit der neuen Aufforstung. Maßnahmen wie künstliche Bewässerung, organische Düngung mit Biomull, mit Humus gefüllte Gräben und Setzung der Pflanzen quer zur Windrichtung brachten schließlich den gewünschten Erfolg. Zwischen 1956 und 1964 wurden 270.000 Pflanzen auf mehr als 320.000m² gesetzt. Dazwischen wurden Flächen für Lagerwiesen und Wege freigehalten.

Auch die Kapelle St. Anna aus dem Jahr 1923, die einem Trümmerhaufen glich, wurde von den Mitarbeitern des Wiener Forstamtes 1981/82 renoviert.

Das Gebiet wurde vorerst eingezäunt. Nur Jägern, die den Wildbestand zum Schutz der Pflanzen in Grenzen halten sollten, wurde Zutritt gewährt. Als der Wald weitreichend entwickelt und gefestigt war, wurde er 1982 als „Erholungsgebiet Laaer Wald” der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zu finden sind dort ausreichend Bänke und Liegewiesen, die zum Verweilen einladen, Naturlehrpfade sowie auch ein Vogelnaturschutzgebiet, dass sogar Heimat teilweise gefährdeter Arten ist. Vollendet wurde das Erholungsgebiet am Laaer Berg in seiner Gesamtheit schlussendlich mit der Eröffnung des Kurzentrums Oberlaa 1974 und dem heutigen Kurpark Oberlaa, nämlich der „WIG 74″.

Die Aufforstung des Laaer Waldes fand große internationale Beachtung sowie Anerkennung und wurde beispielhaft für weitere Pflanzungen im Wiener Raum, wie etwa auf der Donauinsel oder bei der großen Windschutzpflanzung in Unterlaa in den Jahren 1982/83.

Großerholungsraum Laaer Berg

Das weiträumige Erholungsgebiet am Laaer Berg hat nicht nur den Kurpark Oberlaa und den Laaer Wald zu bieten, sondern auch die umliegenden Flächen wie die Löwygrube und den angrenzenden Vergnügungspark Böhmischer Prater.

Der Laaer Berg sowie der an dessen Südhang gelegene Goldberg (Gelände Kurpark Oberlaa) zählen damit zu den Großerholungsräumen Wiens. Der Goldberg sowie der Bereich Löwygrube und Laaer Wald am Laaer Berg sind Teil des sogenannten grünen Rings um Wien, dessen Plan („Grüngürtel Wien 1995″) im Jahre 1995 vom Gemeinderat beschlossen wurde.

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2 Kommentare

  1. Dieser Zufallsfund war äußerst interessant. Gesucht hatte ich eigentlich mehr über die Laaerberg Schanzen, wo sie lagen und ob heute davon noch Spuren zu finden sind.

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