Widerstandskämpfer, der als einziger Häftling in Auschwitz heiraten durfte und zu dessen Ehren die im Jahre 2004 im Stadtentwicklungsgebiet Monte Laa neu angelegte Rudolf-Friemel-Gasse benannt wurde.

Das Leben Rudolf Friemel´s

Der Widerstandskämpfer Rudolf Friemel, ein gelernter Automechaniker, wird am 11. Mai 1907 in Wien geboren. Er stößt bereits früh zu den Kinderfreunden, schließt sich später der Sozialistischen Arbeiterjugend an und tritt im Jahre 1925 der Gewerkschaft bei. Der überzeugte Sozialist wird im Jahre 1926 auch Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) und tritt auch dem republikanischen Schutzbund bei.

Nach den Februarkämpfen im Jahre 1934 flüchtet Rudolf Friemel in die Tschechoslowakische Republik (heutige Tschechoslowakei), kehrt aber bereits kurze Zeit später zurück und wird im Juli 1934 festgenommen. Rudolf Friemel wird wegen seiner Teilnahme am Aufstand zwar am 8. Oktober 1935 zu sieben Jahren Haft verurteilt, wird jedoch bald darauf begnadigt.

Ab März 1937 kämpft er im spanischen Bürgerkrieg in der Freiwilligenarmee der „Internationalen Brigaden” auf der Seite der spanischen Republik gegen die Errichtung einer faschistischen Diktatur durch Franco, wo er einer der führenden Vertreter der revolutionären Sozialisten ist. In Spanien lernt Rudolf Friemel zudem die zehn Jahre jüngere Margarita Ferrer kennen und lieben. Mittels Fernkorrespondenz erreicht Friemel die Scheidung von seiner Frau Pauline Fucka in Österreich.

Nach der Niederlage Spaniens flüchten er und Margarita nach Frankreich, wo am 26.4.1941 auch ihr gemeinsamer Sohn Edouard zur Welt kommt. Nach der Besetzung Frankreichs wird Rudolf Friemel entsprechend seinem Rückführungsantrag schließlich am 31. Juli 1941 den deutschen Behörden übergeben und bereits am 2. Jänner 1942 in Auschwitz inhaftiert. Margarita schlägt sich mit Edourd in Deutschland durch und erreicht schließlich, dass sie zu Schwiegervater Clemens Friemel nach Wien ziehen kann.

Rudolf Friemel gehört auch in Auschwitz einer Widerstandsgruppe an und setzt sich zudem dafür ein, Margarita heiraten zu dürfen. Um seinen Antrag voranzutreiben gibt er vor, bereits in Spanien mit Margarita verheiratet gewesen zu sein, jedoch sei die Ehe nach Beendigung des Bürgerkrieges von der Regierung für ungültig erklärt worden.

Friemel´s Antrag wird schließlich stattgegeben. Über den Grund hierfür können nur Vermutungen angestellt werden, wahrscheinlich ist jedoch, dass die Nazis Auschwitz damit verharmlosen und den Antrag Friemel´s für deren Propagandazwecke nutzen wollten.

Da Rudolf Friemel Auschwitz nicht verlassen darf, wird Margarita, Sohn Edouard sowie Friemel´s Bruder und Vater der Zutritt für einen Tag und eine Nacht gewährt. Im Standesamt kommt es am 18. März 1944 um elf Uhr zur Trauung. In einem eigens geräumten Lagerbordell verbringen sie die Nacht, nach der Margarita Auschwitz wieder verlassen muss.

Wenige Monate später schlägt in Auschwitz ein Fluchtversuch fehl. Der Verdacht für dessen Organisation fällt unter anderem auch auf Rudolf Friemel, der zu diesem Zeitpunkt offenbar nicht einmal selbst flüchten wollte. Dennoch wird er am 30. Dezember 1944 vor 15000 Auschwitzhäftlingen, bekleidet mit seinem mit Rosen bestickten Hochzeitshemd, gemeinsam mit den österreichischen Mitgliedern der Widerstandsgruppe Ernst Burger und Ludwig Vesely sowie zwei polnischen Insassen am Appellplatz gehängt.

Gedenken

Nach Ende des zweiten Weltkrieges wird die in den Jahren 1929 bis 1931 erbaute Siedlung “Rasenstadt” in der Neilreichgasse 100-106 in Wien Favoriten nach dem ebenfalls ermordeten Widerstandskämpfer Johann Mithlinger umbenannt. An ihn und zwölf weitere Widerstandskämpfer, darunter auch Rudolf Friemel, erinnert die am 4. August 1945 enthüllte Gedenktafel.

Im Jahre 2004 wird eine Gasse im neuen Stadtentwicklungsgebiet Monte Laa nach Rudolf Friemel benannt. Die Rudolf-Friemel-Gasse mündet sowohl in die Laaer-Berg-Straße als auch in die Emil-Fucik-Gasse und bildet die Hauptzufahrt zur Campusschule Monte Laa in der Rudolf-Friemel-Gasse 3-5.

Die Hochzeit von Auschwitz

Das Phänomen über die Hochzeit von Rudolf Friemel und Margarita Ferrer in Auschwitz fasziniert bis heute. Der österreichische Schriftsteller Erich Hackl beschäftigt sich ausführlich mit der Geschichte Rudolf Friemel´s in seinem Werk „Die Hochzeit von Auschwitz. Eine Begebenheit”, welches im Jahre 2002 im Diogenes Verlag erschien.

Ein einmaliges Erlebnis war dies vor allem auch für den Lagerfotografen Wilhelm Brasse, der das Hochzeitsfoto machte. Im Jahre 2009 gab er der süddeutschen Zeitung ein bewegendes Interview, in dem er auch über die damalige Ausnahmesituation sprach.

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