Am 5. Juli 2011 füllte sich der große Saal im Haus der Begegnung erneut mit zahlreichen besorgten Bürgern Favoritens. Grund ist das gigantische Projekt rund um die Süd-Verlängerung der U-Bahnlinie U1.

Abends wurde der Saal in der Ada-Christen-Gasse regelrecht gestürmt. Obwohl schon alle Sitzplätze belegt waren, strömten ununterbrochen weitere Favoritner durch die Tür. Sie alle kamen, um ihre Anliegen im Rahmen der Verlängerung der U1 vorzubringen und sich Informationen über das Projekt zu besorgen. Mit diesem Andrang hatten selbst die Verantwortlichen nicht gerechnet, Hermine Mospointner entschuldigte sich gleich zu Beginn um 19:00 Uhr für den katastrophalen Platzmangel.

Am Podest standen zahlreiche Vertreter der Wiener Linien, der MA 18, der MA 28, der MA 33, der MA 46 und der Polizei sowie selbstverständlich auch Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner und und Bezirksvorsteher-Stellvertreter Josef Kaindl. Sie gaben Antworten, protokollierten Anregungen mit, führten sachliche Diskussionen und standen den Anwesenden auch nach der Veranstaltung noch für Fragen bei den Infotafeln zur Verfügung.

Nach der Begrüßung informierte DI Scheidl von den Wiener Linien mit Hilfe einer Power Point Präsentation kurz über die drei Bauabschnitte die nun realisiert werden. Dabei zeigte er nicht nur allgemeine Skizzen und Pläne sondern bereits auch Zeichnungen von den späteren U-Bahn-Ausgängen.

Verwirrung über 67´er und U-Bahn-Endhaltestelle

Bei den Favoritnern herrschte vor allem große Verwirrung über die Straßenbahnlinie 67 und den tatsächlichen Verlauf der neuen U-Bahn. Auch die Endhaltestelle war vielen nicht bekannt, was allerdings wenig verwundert, denn die Meldungen über das Projekt änderten ihren Inhalt in der Vergangenheit immer wieder.

Lt. Hermine Mospointner fährt die Straßenbahnlinie 67 so lange, bis der neue Streckenabschnitt der U1 eröffnet wird. Dabei ist seitens der Wiener Linien aus betrieblichen Gründen eine Eröffnung von Teilabschnitten oder einzelnen Stationen nicht möglich. Es wird daher nur eine einzige „Gesamteröffnung“ der neuen Stationen der Süd-Verlängerung geben, die nach derzeitigem Stand voraussichtlich im Herbst 2016 stattfinden wird. Hermine Mospointner betonte an dieser Stelle, dass fünf Jahre Bauzeit zwar nicht schnell sind, sich jedoch im normalen Zeitrahmen für ein solches Projekt bewegen.

Derzeit sind drei Bauabschnitte genehmigt. Wie weit die U-Bahn schlussendlich dann tatsächlich fahren wird, ist jedoch noch ungewiss. Derzeit soll die U-Bahn bis zur Therme Wien in Oberlaa fahren, allerdings soll die Möglichkeit geschaffen werden, die U-Bahn bis nach Rothneusiedl zu verlängern. Für diese Weiterführung müsste jedoch wieder neu eingereicht werden und auch die Grundstückspreise dort seien nach Aussage von Hermine Mospointner aktuell zu teuer. Selbstverständlich scheiden sich hier die Geister, denn während sich die einen die U-Bahn bis nach Rothneusiedl wünschen (teilweise gerne auch ohne „Mega-City“), sträuben sich die anderen gegen den Bau durch die Felder. So verwunderte es auch nicht, dass im Rahmen der äußerst sachlich geführten Diskussionen auch Vertreter der Bürgerinitiative Rothneusiedl das Wort ergriffen.

Brennpunkt Weldengasse

Thema des Abends waren jedoch die drei genehmigten Bauabschnitte, von denen insbesondere der zweite Abschnitt ab der Maria-Rekker-Gasse in Richtung Verteilerkreis für heftige Kritik sorgt. Während die Favoritenstraße in diesem Bereich eine Baustelle ist, wird der Verkehr über die nächste Parallelstraße, die Weldengasse, umgeleitet. Die bis dahin ruhige Gasse ist damit zur Durchzugsstraße umfunktioniert worden (siehe Plan), was bei den Anrainern auf massive Kritik stößt. Sie klagen über den massiven Verkehr, den damit verbundenen Lärm und die Gesundheitsgefährdung, unangekündigte Nachtarbeiten sowie über Geschwindigkeitsbegrenzungen und nächtliche LKW-Fahrverbote die nicht eingehalten werden. Auch Zebrastreifen werden von den Blechlawinen nach Aussagen der Anrainer regelrecht ignoriert. Sie fordern daher stärkere Polizeipräsenz und Kontrollen.

Übrigens: Der Kurier führte zwischenzeitig einen Lokalaugenschein in der Weldengasse durch und veröffentliche seine Ergebnisse am 6. Juli 2011.

Zum Bedauern der Anrainer wird sich an dieser Situation in den nächsten fünf Jahren jedoch nichts ändern, denn die Umleitung durch die Weldengasse wird voraussichtlich erst mit Fertigstellung der U-Bahn-Verlängerung aufgehoben werden. Hermine Mospointner will sich jedoch um eine Verbesserung der Situation kümmern, indem man die Umleitung schon weiter vorher mit Hinweisschildern ankündigt. Damit sollen jene Autofahrer und LKW´s, die nicht unbedingt durch die Weldengasse müssen, rechtzeitig anderweitig ausweichen können.

 Weiteres Vorgehen

Ärger gibt es auch über die geschätzt 150 bis 180 Parkplätze, die durch die Bauarbeiten vernichtet werden. Zudem herrscht Unsicherheit über den zukünftigen Umgang mit Pendlern. Hermine Mospointner sprach zu diesem Thema kurz die mögliche Einführung eines Parkpickerls an und versicherte, dass man die Bürger dazu jedenfalls befragen werde.

Gemeinderat Alfred Hoch (ÖVP), der bei der Bürgerversammlung im Publikum anwesend war, kritisierte das verursachte Parkplatzchaos und Pendlerproblem bereits am 6. Juli in einer OTS-Aussendung.

Eine detaillierte Oberflächenplanung, bei der auch Radständer berücksichtigt werden, startet in den nächsten ein bis zwei Jahren. Die Planung über die Zubringer der U-Bahn, also jener Verkehrsmittel die die Bürger zur U-Bahn bringen werden, beginnt in zwei bis drei Jahren. Es bleiben also nach wie vor noch viele Fragen offen, die erst in einigen Jahren endgültig geklärt sein werden. Auch die Kronen Zeitung berichtet darüber.

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