Am 20. Februar 2012 wurde im Haus der Begegnung in Wien Favoriten ein Informationsabend zum Ausbau der U-Bahnlinie U1 in Richtung Süden, Station Alaudagasse, abgehalten.

Während bei der vergangenen Bürgerversammlung im Juli 2011 das Gesamtprojekt als solches Thema war, beschränkte sich die gestrige Infoveranstaltung voll und ganz auf den Bauabschnitt Alaudagasse. Vertreter der Wiener Linien, des Bezirks und der Polizei informierten eingangs über das Projekt und standen dann den Fragen der anwesenden Bürger Rede und Antwort. Wegen Verhinderung von Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner wurde der Abend von Bezirksvorsteherin-Stellvertreter Josef Kaindl eröffnet und begleitet.

Endstation nach wie vor ungewiss

Während Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner noch bei der letzten Bürgerversammlung im Juli 2011 ausdrücklich und mit Nachdruck verkündete, dass die U1 bis zur Therme Wien fahre, war es gestern immer noch nicht definitiv klar wohin die U1 denn nun wirklich fährt.

Bezirksvorsteherin-Stellvertreter Josef Kaindl stellte hierzu jedoch gleich zu Beginn der gestrigen Veranstaltung klar, dass die Alaudagasse nicht die Endstation ist. Der Wunsch der Bezirkspolitik ist es, die U1 so weit wie möglich an den Stadtrand zu bringen. Das Bestreben müsse darin liegen, Pendler so weit wie möglich am Standrand abzufangen und dort ein Umsteigen so gut wie möglich attraktiv zu machen.

Derzeit werden noch Verhandlungen über die Fortführung der U1 in Richtung Rothneusiedl als auch Gespräche über eine Gabelung zur Therme Wien geführt. Technisch wäre eine Splittung heutzutage möglich, allerdings wäre dies dann das erste Mal dass eine solche durchgeführt werden würde. Wohin die U1 schlussendlich aber wirklich fahren wird, ist derzeit nach wie vor nicht nur für die Bürger sondern auch für die Wiener Linien ungewiss.

Ideal wäre für Bezirksvorsteherin-Stv. Kaindl die Anbindung an die S1 mit einem Park & Ride –System, die Trasse hierfür wäre jedenfalls bereits freigehalten. Eine Entscheidung über die tatsächliche Fortführung der U1 wird in den nächsten Wochen erwartet. Feststeht jedoch, dass die Wiener Linien aus technischen Gründen keine Teilabschnitte betreiben können. Es wird daher nur eine einzige Eröffnung über den gesamten Streckenverlauf der U1-Süd-Verlängerung geben, die nach derzeitigem Wissenstand im Jahr 2016 erfolgen wird.

Stationsbereich Alaudagasse

Die U1 wird vom Verteilerkreis bis zum Hanson-Einkaufszentrum unterirdisch, dann gedeckelt und schließlich oberirdisch geführt werden. Sie wird lt. Wiener Linien ungefähr bis knapp 20m vor der Tankstelle, jedenfalls jedoch nach der Franz-Koci-Straße, oberirdisch fahren. In der Station Alaudagasse wird es zwei Ausgänge geben: Einen im Bereich Alaudagasse / Sapphogasse und einen unterhalb des Einkaufszentrums auf ca. Höhe des Merkurs (noch vor der Tankstelle).

Von 16.-18.3.2012 werden umfangreiche bauliche Maßnahmen für den Bereich Alaudagasse eingerichtet werden: Die Umlegung des stadteinwärts führenden Verkehrs in der Favoritenstraße, die Änderung der Einbahnregelung in der Libussagasse und der Sapphogasse sowie die Inbetriebnahme neuer Ampeln in der Libussagasse und im Bereich des Merkurparkplatzes / Tankstelle (neue Ausfahrt Merkurparkplatz). Die Errichtung dieser Ampeln wird in der Zeit von 27.2. bis 16.3.2012 erfolgen. Die Zufahrt zum Merkurparkplatz wird jedenfalls über den gesamten Zeitraum der Bauarbeiten von der Franz-Koci-Straße aus möglich sein.

Im Bereich zwischen Franz-Koci-Straße und Libussagasse wird es baustellenbedingt zu Behinderungen kommen. Vorsicht ist aber auch besonders ab 23.2.2012 geboten: Der stadteinwärts führende Verkehr wird ab dann im Bereich des Volksparks über die Gleise der Straßenbahnlinie 67 geführt.

In der Alaudagasse wird von 5.-7.3.2012 eine neue Verkehrsinsel gebaut. Auf ca. Höhe der ehemaligen BAWAG-Filiale wird hier die Fahrbahn für einen neuen Fußgängerübergang getrennt. Während der Bauarbeiten wird der Verkehr in der Alaudagasse in Fahrtrichtung Favoritenstraße über die Ada-Christen-Gasse und die Franz-Koci-Straße umgeleitet.

Massiv betroffen sind vor allem auch die Bewohner der Sapphogasse: Im Bereich der Nebenfahrbahn zwischen der Sapphogasse und der Libussagasse stehen die Parkplätze nicht mehr zur Verfügung. Hier entsteht die Verlängerung der Sapphogasse mit ca. 15 Ersatzparkplätzen. Sie wird längs der Baustellengrenze bis zur Libussagasse als Ersatzfahrbahn geführt.

Die Sapphogasse wird ca. ein Jahr lang massiver von den Bauarbeiten betroffen sein, danach schwächt sich die Beeinträchtigung wieder ab weil die Bauarbeiten dann hauptsächlich unterirdisch durchgeführt werden. An der Oberfläche wird von 6:00 bis 22:00 Uhr gearbeitet. Im Tunnel wird auch nachts gearbeitet, davon sollte man an der Oberfläche jedoch nach Auskunft der Wiener Linien nichts bemerken. Aushübe, die nachts im Tunnel erfolgen, werden erst tagsüber aus dem Tunnel in entsprechende Mülldeponien abtransportiert werden. Insgesamt ist in diesem Bereich in den nächsten zwei bis drei Jahren mit einer Lärm- und Staubbelastung zu rechnen.

Die für die Bauarbeiten notwendig gewordene Verlegung der Favoritenstraße wird nur für die nächsten paar Jahre andauern und dann wieder rückgebaut werden. Auch die von Anrainern wegen ihrer weiten Strecke und kurzen Grünphase kritisierte Ampel vom Einkaufszentrum über die Favoritenstraße wird nach Ende der Bauarbeiten kein Problem mehr sein, weil durch den zukünftigen Rückbau die Straßenbreite wieder verkürzt und die Ampelschaltung entsprechend angepasst werden wird. Auch ein Rad- und Fußweg in der Sapphogasse wird neu errichtet werden. Wie die Oberflächengestaltung in ihrer endgültigen Ausführung aussehen wird, kann derzeit noch nicht gesagt werden.

Auch Fragen zum sogenannten Sekundärnetz (welche Busse fahren dann wie) können derzeit noch nicht beantwortet werden. Die Nebenlinien wie beispielsweise auch die Buslinie 19A werden zum gegebenen Zeitpunkt neu geregelt werden. Josef Kaindl merkte hierzu an, dass dabei darauf Bedacht genommen werden wird, dass alle Gebiete die derzeit versorgt werden auch zukünftig versorgt werden.

Josef Kaindl betonte auch, dass das Ziel der U1-Verlängerung natürlich Verbesserungen sind. Es werde daher bei der Alaudagasse maximal Querverbindungen für die umliegenden Siedlungen geben, was wiederum eine Frage der Planung des Sekundärnetzes ist. Es werden jedoch – wie offenbar irrtümlicherweise in Zeitungen berichtet wurde – keine Endstationen von Buslinien am Reumannplatz in die Alaudagasse verlegt.

Die Straßenbahnlinie 67 wird lt. Wiener Linien jedenfalls nicht parallel zur U-Bahn fahren. Sofern die U1 bis zur Therme Wien fährt, wird der 67er gestrichen. Fährt die U1 bis nach Rothneusiedl, wird der 67er zur Therme durch eine Buslinie ersetzt werden.

Allgemeine Diskussionspunkte

Während der etwas mehr als einstündigen Informationsweitergabe und Fragebeantwortung kamen auch weitreichendere Themen zu Sprache, die nicht nur den Bauabschnitt Alaudagasse sondern die gesamte Südverlängerung betrafen.

Betreffend die derzeit noch diskutierte ev. mögliche Verlängerung nach Rothneusiedl wurde den Verantwortlichen vorgeworfen, die gesetzlichen Regelungen über die Enteignung der dortigen Grundstückseigentümer nicht anzuwenden. Die Wiener Linien entgegneten hierzu, dass derartige Verfahren zwar immer wieder durchgeführt werden, jedoch ca. zwei Jahre dauern und in ihrem Ablauf langwierig und kompliziert sind. Man dürfe außerdem nicht vergessen, dass diese Möglichkeit einen massiven Eingriff für die Betroffenen darstellt und man daher jedenfalls versuche, Lösungen zu finden. Angemerkt wurde auch, dass keine Steuergelder verschwendet werden sollten. Für den Bereich der Alaudagasse waren lt. Auskunft der Wiener Linien jedenfalls keine Enteignungen notwendig.

Am Rande der Diskussion wurden zu den vernichteten Parkplätze (50 wurden weggenommen, nur ca. 15 bis max. 18 Schrägparker werden für die Dauer der Baustelle wiederhergestellt) und die ohnehin im Bauabschnitt vor allem auch durch die FH Campus Wien entstandene prekäre Parkplatzsituation auch das heiß umstrittene Parkpickerl erwähnt. Der Vorwurf war, dass sich das Problem der Pendlerflut nicht gänzlich lösen lassen würde sondern nur – wenn überhaupt – teilweise verschiebe und die Bürger voraussichtlich trotzdem mit der Einführung des Parkpickerls belastet werden würden. Bezirksvorsteher-Stv. Kaindl erwähnte nur kurz dazu, dass der Bezirk sich derzeit noch das Gutachten erklären lasse und man erst danach gemeinsam mit den Bürgern eine Entscheidung zu treffen habe.

Voller Erfolg

Die gestrige Veranstaltung war wie auch die Bürgerversammlung im Juli 2011 so gut besucht, dass der Saal im Haus der Begegnung drohte aus allen Nähten zu platzen. Die Erwartungen der Organisatoren wurden erneut bei weitem übertroffen, denn auch die ausgeteilten Informationsunterlagen reichten bei weitem nicht aus.

Die gestrige Veranstaltung war übrigens nicht die letzte. Der Termin für die nächste Informationsveranstaltung zur U1-Verlängerung steht zwar noch nicht fest, wird jedoch wieder zeitgerecht bekannt gegeben werden.

Autor

Schreiben Sie einen Kommentar

vulputate, id, Praesent ut velit, massa diam Nullam libero quis,