Heute am 07.06.2010, fand die vielfach angekündigte und mit Spannung erwartete Bürgerversammlung zum Entwurf des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans Nr. 7915 am Monte Laa im Haus der Begegnung in der Per-Albin-Hansson-Siedlung in Favoriten statt.

Von 19:00 Uhr an wurden besorgte Bewohner und Anrainer mit abschließender Diskussionsrunde über das Projekt informiert.

 

Projektvorstellung

Eingangs betonte Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner, dass der Bezirk selbst keine Flächenwidmungen beschließt, sondern lediglich eine Stellungnahme abgibt die dann dem  Gemeinderat vorgelegt wird. Bezirksvorsteherin Mospointner verwies auch darauf, dass man im aktuellen Zusammenhang immer das Gesamtkonzept sehen müsse, dessen Vorgeschichte bereits vor rund zwanzig Jahren beginnt.

Architekt DI Wimmer erklärte dann die Entwicklung seines Masterplans aus 1999. Wichtig für das Gesamtkonzept war vor allem der neue Weg der Überplattung, den die Firma PORR ging. Damit sollten Wunden aus der Vergangenheit geschlossen und ein neues Areal entstehen. Der Masterplan sieht im Wesentlichen zwei Teile Monte Laa´s vor, einerseits den Bereich Wohnbau und andererseits den Bereich Bürobau. Den Übergang stellt ein Grünstreifen, der sogenannte Park Monte Laa, dar. Dies entspricht dem Konzept der Stadt Wien, das von einer Zusammenführung der Bereiche Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Bildung ausgeht. Im Jahre 1995 ging man von einer schnelleren Entwicklung aus. Tatsächlich geriet jedoch die wirtschaftliche Entwicklung ins Stocken, während die Wohnbebauung voranging.

Nach Ansicht von DI Wimmer bringt der neue Entwurf des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans Nr. 7915 Parkplätze und Infrastruktur nach Monte Laa. Auch soll die nach dem Entwurf gesamtmögliche Kubatur nicht ausgenutzt werden, da die Türme oberhalb wesentlich filigraner aussehen sollen. Ein weiteres Anliegen lag darin, dass der Verkehr nicht in das Innere des Areals gezogen wird. Daher entstehen diese mächtigen Bauten, die den Büroteil Monte Laa´s darstellen, entlang der Laaer-Berg-Straße.

Diskussion

Nach dieser kurzen Vorstellung und Einleitung folgte eine teils hitzige Diskussion, bei der viele Fragen gestellt wurden und bei welcher zahlreiche Bürger ihren Unmut kundtaten.

Im Rahmen dieser Diskussion wurden wichtige Punkte wie Verkehr und Parkplatzsituation, öffentliche Anbindung, Wind und Schatten sowie Lichtverschmutzung und die Beeinträchtigung des  Unesco-Weltkulturerbes Belvedere thematisiert.

So informierte DI Pfleger (MA 21) auf die Frage hin, warum Türme in solchen Höhen wider dem Wiener Hochhauskonzept möglich sind, dass sich damals die Schaffung des Hochhauskonzept und des Flächenwidmungsplan aus 2002 überschnitten haben. So wurden die im Plan 2002 vorgesehenen Doppeltürme mit 110m Höhe (gewidmet mit einer Höhe ab 91m) vom Hochhauskonzept als gegeben hingenommen. Zudem ist ein Bebauungsplan eine Verordnung ist damit rechtlich höherrangiger als das Hochhauskonzept, das lediglich eine Richtlinie bildet.

In diesem Zusammenhang wurde von Bezirksrat Thomas Redl (Grüne) richtig gestellt, dass derzeit der für Monte Laa existierende Flächenwidmungsplan aus 1999 gültig ist. Dies deshalb, da der Plan aus 2002 seine Gültigkeit durch Zeitablauf verloren hat und somit wieder der alte Plan aus 1999 gültig ist. Damit ist auch das Wiener Hochhauskonzept einzuhalten.

Die Einhaltung sämtlicher Vorschriften wurde diesbezüglich bejaht. DI Wimmer teilte mit, dass bei jedem eingereichten Projekt zahlreiche Aspekte gemäß der Wiener Bauordnung genau zu behandeln sind. Damit sind wichtige Bereiche wie z.B. Sicherheit, Brandschutz, Wind, etc. ebenso abgedeckt wie eine Mindestanzahl an Parkplätzen. Weiters befürwortet DI Wimmer die Türme als wohlproportionierte Senkrechte anstatt einer breiteren und niedrigeren Ausladung. Am Schattenwurf würde seiner Aussage nach auch eine Höhe von 55m nichts ändern.

Kritisiert wurde vor allem auch der Schattenwurf auf die Campusschule Monte Laa. Besonders die Beeinträchtigungen von Lärm, Schatten und Wind waren vielen Betroffenen ein Anliegen. Ebenso wurde das Fehlen richtiger Spielplätze und Grünflächen zahlreich bemängelt.

Die Problematik der fehlenden öffentlichen Anbindung konnte auch heute nicht abschließend geklärt werden. So fehlt weiterhin eine konkrete Vorstellung von der Verlegung und Verlängerung der Straßenbahnlinien D und 67. Eine hochrangige Anbindung an der Laaer-Berg-Straße ist jedoch jedenfalls geplant, idealerweise könnte bereits 2015 die Realisierung einer Lösung vorgenommen worden sein.

Anwesend waren auch Vertreter der Firma PORR. Nach Aussage von Ing. Gruber möchte die Firma PORR bei diesem Vorhaben wieder als Bauherr fungieren. Die Philosophie hinter der Projektentwicklung, für die die Firma dutzende Millionen Euro investierte, war stets Wohnen und Arbeiten in einem neuen Stadtteil zu vereinen. Mit den vorgesehenen Bauten entlang der Laaer-Berg-Straße sollen wie bekannt rund 3000 Arbeitsplätze entstehen.

Seitens der anwesenden Vertreter der Aktion21 wurde an Bezirksvorsteherin Mospointner appelliert, die Bürgerversammlung nicht als Verpflichtung sondern als ein Anliegen zu sehen und die eindeutige Ablehnung des Vorhabens auch politisch umzusetzen.

Treffend stellte ein Anrainer auch den Konnex zu einer Werbung der Stadt Wien her: Auf dem Plakat ist eine Frau zu sehen, die sich mit einer Stadt voller Hochhäuser im Blickwinkel in den Abgrund stürzt.

Auf Rückfrage zur weiteren Vorgehensweise wurde seitens DI Pfleger (MA 21) mitgeteilt, dass die zahlreichen seitens der Bürger abgegebenen Stellungnahmen sowie die Stellungnahme des Bezirks von der MA 21 vorgesichtet und mit entsprechenden Bezug habenden Unterlagen an den Gemeinderat weitergeleitet werden. Dieser entscheidet über den Entwurf. Konkret soll nunmehr der Entwurf am 9.6.2010 im Planungsausschuss besprochen und sodann am 30.6.2010 dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt werden.

Derzeit wird von einer Höhe von 110m für den ersten Turm (neben dem PORR-Turm), 100m für den mittleren und 70m für den südlichsten Turm gesprochen.

Abschließend wurde während der fast dreistündigen Versammlung klar ersichtlich, dass es seitens der Betroffenen eine eindeutige Ablehnung gegen die drei vorgesehenen Türme gibt, viele Fragen offen und viele Antworten durch die anwesenden Projektbeteiligten schuldig geblieben sind. Insgesamt waren rund 280 besorgte Bewohner und Anrainer zur Bürgerversammlung erschienen und füllten damit den Saal ordentlich aus. Der bittere Beigeschmack auf Seiten der Bürger, dass es bei der Verwirklichung des Entwurfs Nr. 7915 vorrangig nur um die Rechtssicherheit der Investoren und nicht um die Wohn- und Lebensqualität der Bürger geht, blieb. Viele haben zudem den Eindruck gewonnen, dass die Verwirklichung des Entwurfs längst intern beschlossen ist. Die Hoffnung auf ein Einlenken des Gemeinderats jedoch lebt!

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