Die Höhen des Laaer Berges mit seinen Ziegelgruben waren besonders in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg interessant und boten den Menschen Abwechslung. Die Frontbauten der Ziegeleien eigneten sich ideal als „historische“ Kulissen für die Sascha Filmgesellschaft, die am Laaer Berg einige Filme drehte.

Die Sascha AG wurde von Alexander Graf Kolowrat-Krakowsky im Jahre 1918 gegründet. Der Herr war allgemein als Sascha Kolowrat bekannt. Er wurde am 29.1.1886 in New York geboren und entwickelte die Leidenschaft für die bewegten Bilder nach einem Kinobesuch in Paris im Jahre 1909. Mit dem von seinem Vater geerbten Vermögen gründete er seine erste Filmproduktionsfirma, deren Sitz er im Jahre 1914 nach Wien verlegte. Er produzierte Kurzfilme und ab 1915 auch die Wochenschau, die vor allem Kriegsbilder zeigte. Mit der 1918 gegründeten Sascha AG wollte Sascha Kolowrat eine Konkurrenz zu Hollywood aufbauen. Pro Jahr ließ er bis zu 60 Spielfilme herstellen. Die Innenaufnahmen wurden großteils im Atelier in Sievering gedreht, während die Außenaufnahmen am Laaer Berg gedreht wurden. So entstand am Laaer Berg eine kleine Filmstadt, deren Bauwerke aus Holz und Pappe bei Bedarf schnell den jeweiligen Anforderungen angepasst werden konnten.

Die Favoritner freuten sich über den Nebenverdienst der sich ihnen bot und beteiligten sich an den Filmproduktionen, in dem sie in Kleider und Uniformen schlüpften und das Volk mimten. Bekannt wurde unter anderem der Streifen „Der junge Medardus“, der teilweise beim Filmteich am Laaer Berg gedreht wurde. Der ebenfalls am Laaer Berg vom ungarischen Regisseur Mihaly Kertész gedrehte Film „Die 10 Gebote“ schlug in den Kritiken sogar einen gleichzeitig in Hollywood gedrehten gleichnamigen Film, denn es hieß die österreichische Produktion wäre besser und eindrucksvoller gewesen.

Einer der ersten großen Filme war „Sodom und Gomorrha – Die Legende von Sünde und Strafe“, der in den Jahren 1921/22 entstand. Er sollte die kapitalistischen Ausbeuter eines Konzerns anprangern, die das Leben ihrer Arbeiter bei unkontrollierten Sprengungen gefährdeten. Die Handlung spielte zwar in der Gegenwart, wurde jedoch mit Rückblicken in acht unterschiedliche Epochen der Menschheitsgeschichte verknüpft.

Die letzte dieser Epochen zeigte den Untergang von Sodom und Gomorrha sowie den Einsturz eines imposanten biblischen Tempels, dessen Trümmer tausende Menschen unter sich begraben. Dieser Tempel wurde auf dem Laaer Berg aus Holz und Pappe gebaut. Wie viele Favoritner aus den umliegenden Wohngebieten als „Volk“ angeworben wurden ist heute leider nicht mehr feststellbar. Unterschiedliche historische Quellen sprechen von 3000 bis 12000 Menschen. Aber nicht nur die Anrainer sondern auch junge Schauspiele nutzten die Gelegenheit beim Film dabei zu sein, so auch die späteren Filmgrößen Paula Wessely und Willi Forst.

„Sodom und Gomorrha“ dauerte insgesamt drei Stunden und war damit nicht nur teuer sondern auch sehr lang. Die Kinos konnten dadurch insgesamt weniger Vorstellungen aufführen und mussten daher die Eintrittspreise erhöhen. Der erwartete Erfolg stellte sich – vielleicht dadurch oder vielleicht auch wegen der verworrenen Handlung und den Epochensprüngen – nicht ein.

Als größter (und vermutlich auch letzter) Monumentalfilm seiner Zeit ging der im Jahre 1924 am Laaer Berg gedrehte Film „Die Sklavenkönigin“ in die Geschichte ein. Er handelt von Moses und der Durchquerung des roten Meeres, was damals auch die größte Schwierigkeit beim Dreh darstellte.

Aber schon damals fand sich eine Lösung: Knapp vor der Kamera wurden zwei fünf Meter lange Holzbottiche montiert und mit Wasser gefüllt. Man entfernte dann die Wände der Bottiche, sodass das Wasser herausquoll. Beim verkehrten Ablauf der so entstandenen Szene hatte man dann den Eindruck, dass sich die Wasserwogen des Meeres teilten. Regisseur Gottlein erzählte einmal, dass das Filmteam noch Tage später im Schlamm waten musste, weil der Boden vom Wasser des Trickdrehs so aufgeweicht war. Für diese Trickaufnahme gab es übrigens großes internationales Lob, denn diese Szene stellte sogar einen gleichzeitig in den USA gedrehten Bibelfilm in den Schatten, bei dem die Teilung des Wassers aufwendiger produziert und dennoch nicht so echt und realistisch wirkte wie bei der Produktion am Laaer Berg in Wien Favoriten.

Von den Filmen sind heute großteils weder Originale noch Kopien, sondern nur noch Fragmente vorhanden. Mit Sascha Kolowrats Tod am 4.12.1927 endeten auch die Filmaufnahmen am Laaer Berg, die Sascha AG bestand noch bis 1938.

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